Der Nutzen der Qur´ân -Rezitation für verstorbene Muslime 

 

Das Unheil hat sich in unserer Zeit leider sehr verbreitet und die Verfälschung der islamischen Gesetzgebung hat sich vermehrt. Einige Personen erklären Erlaubtes für unerlaubt, andere wiederum erklären Verbotenes für erlaubt. Andere sind sogar so weit gegangen, dass sie das Rezitieren der Âyât des edlen Qur´ân,  mit der Absicht, die Belohnung den verstorbenen Muslimen zukommen zu lassen, sowie den Talqîn [1] nach der Beerdigung, für verboten erklärt haben.

 

Als wenn dies nicht schlimm genug wäre, verbieten sie sogar den Muslimen, den Wortlaut „Es gibt keinen Gott außer Allâh“ während des Trauerzuges zu sagen, mit der Behauptung, es sei eine schlechte Neuerung! Möge Allâh uns davor schützen. Diese Unheilstifter sagen dies, obwohl sie sehr genau wissen, dass die Muslime überall, von Osten bis Westen, für deren Verstorbene denQur’ân rezitieren. Diese gute religiöse Handlung wurde von Generation zu Generation, ohne jeglichen Widerspruch, weitergegeben, bis zu dem Zeitpunkt, an dem diese Gruppierung erschien und unter den Muslimen Zwietracht und Unheil zu verbreiten begann.

 

Geschwister im Islam!

• Als Beweis für die Richtigkeit, dass die verstorbenen Muslime gewiss einen Nutzen von der Qur’ân-Rezitation anderer haben, gilt der Hadîth, denAbû Dâwûd, An-Nasâ´iyy  (in seinem Werk „^Amalu l-Yawmi Wa l-Laylah “),Ibn Mâdjah, Ahmad, al-Hâkim und IbnHibbân über den Gefährten des Propheten ﷺ, Ma^qil Ibn Yasâr, überlieferten, dass der Prophet ﷺ sinngemäß sagte: „Lest Sûrah Yâsîn  für eure muslimischen Verstorbenen“.

 Obwohl es unter den Gelehrten in Bezug auf diesen HadîthMeinungsverschiedenheit gibt, heißt es nicht, dass man nicht nach diesemHadîth handeln darf. Die Handlungen der Gefährten des Propheten ﷺ bekräftigten diesen Hadîth und geben die Gewissheit, dass man sehr wohl nach ihm handeln darf, denn:

• Es wurde überliefert, dass ^Abdullâh Ibn ^Umar die ersten und letzten Âyâtder Sûrah al-Baqarah am Grab eines Muslims rezitiert hat.

• Al-Kharâ‘itiyy erwähnte in seinem Werk „Al-Qubûr “, dass dieMedinenser (al-´Ansâr) die Gewohnheit hatten, die Sûrah al-Baqarah zu lesen, während sie einen verstorbenen Muslim zu Grabe trugen.

• Imâm at-Tabarâniyy  überlieferte in seinem Werk „Al-Mu^djam al-Kabîr" über ^Abdu r-Rahmân Ibnu l-^Alâ´i Ibn l-Ladjladj, dass sein Vater zu ihm sagte: „Mein Sohn! Wenn ich sterbe, trage mich zu meinem Grab! Nachdem ich ins Grab gelegt wurde, sage folgendes: 'Bismillâh Wa ^alâ Millati Rasûli l-Lâh", danach bedecke mich mit Erde und lese an meinem Kopf die ersten und letzten Âyât der Sûrah al-Baqarah. Wahrlich habe ich den Propheten ﷺ dieses sagen gehört“.Zitat Ende.

• Der Hadîth-Gelehrte Imâm al-Haythamiyy  schrieb in seinem Werk „Madjma^ az-Zawâ´id“ folgendes:„Dieser Hadîth wurde von Imâm at-Tabarâniyy in seinem Werk „Al-Mu^djam al-Kabîr“ erwähnt und die Übermittler in der Überlieferungskette sind vertrauenswürdig.“

• Ebenfalls überlieferte Imâm at-Tabarâniyy  in seinem Werk „Al-Mu^djam al-Kabîr“, dass Ibn ^Umarfolgendes sagte: „Ich hörte den Propheten Muhammad ﷺ sagen:

إذَا ماتَ أحدُكمْ فَلا تحبسُوه وأسرِعوا بِه إِلى قبرِه وليقرَأ عندَ رأسِه بفاتحةِ الكتابِ وعندَ رجليْهِ بخاتمةِ البَقرةِ في قبرِهِ.

Die Bedeutung lautet: Wenn ein Muslim stirbt, beeilt euch, ihn schnell zu begraben und rezitiert an der Kopfseite seines Grabes die Sûrah al-Fâtihah und am Fußende seines Grabes die letztenÂyât der Sûrah al-Baqarah . Der Hadîth-Gelehrte Imâm Ibn Hadjar sagte in Bezug auf diesen Hadîth in seinem Werk „Scharh al-Bukhâriyy“: „Er wurde vonImâm at-Tabarâniyy überliefert und als „gut“ eingestuft“.

 

 

Liebe Brüder! Kommen wir nun zu den Aussagen einiger Gelehrten von den vier Rechtsschulen.

• Der schâfi^îtische Hadîth-Gelehrte und Sprachwissenschaftler Murtada az-Zabîdiyy erwähnte in seinem Werk „Scharh al-´Ihyâ‘“ folgendes: „Es herrscht unter den schâfi^îtischenund anderen Gelehrten Übereinstimmung bezüglich der Rechtmäßigkeit der Qur’ân-Rezitation am Grab eines Muslims“.

• Az-Za^farâniyy sagte: "Ich fragteImâm asch-Schâfi^iyy über dieQur’ân-Rezitation am Grab eines Muslims und er antwortete „Es gibt diesbezüglich keine Bedenken“."

•  Imâm an-Nawawiyy erwähnte in seinem Werk „Scharh al-Muhadhdhab“ folgendes: „Es ist für den Besucher der Grabstätten empfohlen, einige Âyât aus dem edlenQur´ân zu rezitieren und anschließend für den muslimischen Verstorbenen Bittgebete zu sprechen“. Dieses erwähnte Imâm asch-Schâfi^iyy  und es herrscht Übereinstimmung darüber unter den Gelehrten. In einer anderen Aussage fügte er hinzu: „Wenn sie den ganzen Qur´ân rezitieren würden, wäre es noch besser“.

 

 

Nun die Aussage eines hanafîtischen  Gelehrten:

• Az-Zayla^iyy sagte in seinem Werk „Tabyîn al-Haqâ‘iq“ im Kapitel „Bâbu l-Hadjdji ^ani l-Ghayr“ folgendes: „Die Hauptaussage dieses Kapitels ist, dass es für den Muslim erlaubt ist, die Belohnung seiner guten Taten einem Verstorbenen zugute kommen zu lassen. Zu den guten Taten gehören z.B. die Gebete, das Fasten, die Pilgerfahrt, Spenden, Qur´ân-Rezitation und Gott zu loben und zu preisen. Den verstorbenen Muslim erreicht die Belohnung und er hat Nutzen davon.“

 

 Nun die Aussage eines hanbalîtischen  Gelehrten:

• Der hanbalîtische GelehrteMuhammad Ibn Ahmad al-Marwarûdhiyy, ein Schüler von Imâm Ahmad, sagte folgendes: „Ich habe von Imâm Ahmad Ibn Hanbalfolgendes gehört: „Wenn ihr eine Grabstätte betretet, lest Âyatu l-Kursiyy und dreimal die Sûrah al-´Ikhlâs, anschließend sagt folgendes Bittgebet:

   اَللَّهُمَّ اجْعَلْ فَضْلَهُ لأهْلِ المقَابِرِ

Die Bedeutung lautet:  „Allâh, ich bitte dich, die Belohnung für diese Qur’ân-Rezitation den verstorbenen Muslimen zugute kommen zu lassen“.

 

 

Von den malîkitischen  Gelehrten:

• sagte der Imâm al-Qurtubiyy in seinem Werk „At-Tadhkirah“, dass dieQur’ân-Rezitation am Grab eines Muslims während und nach der Beerdigung und dass der Verstorbene von den für ihn gemachten Bittgebeten, Spenden und Qur’ân-Rezitation, einen Nutzen hat.

 

• Als Beweis, dass der verstorbene Muslim einen Nutzen von der Qur’ân-Rezitation anderer hat, gilt der Hadîth, den Imâm al-Bukhâriyy überlieferte, dass ^Â’ischah, Radiya l-Lâhu ^anhâ,sich eines Tages über starke Kopfschmerzen beschwert hatte und sagte: „O mein Kopf“, dann sagte der Prophet Muhammad ﷺ zu ^Â’ischah,Radiya l-Lâhu ^anhâ, folgendes:

"ذاكِ لو كان وأنا حي فأستغفر لك وأدعو لك" 

Die Bedeutung lautet: Wenn du stirbst und ich noch am Leben bin, dann werde ich Allâh für dich um Vergebung bitten und für dich Bittgebete sprechen.

 

Der Beweis, den man aus diesem Hadîthentnehmen kann, besteht darin, dass der Prophet ﷺ zu ihr وأدعو لك sagte, wovon die Bedeutung lautet: „Und für dich Bittgebete sprechen“. Dieser Wortlaut umfasst alle Bittgebete, unter anderem das Bittgebet, das man nach der Qur’ân-Rezitation spricht, mit der Absicht, die Belohnung dem Verstorbenen zugute kommen zu lassen.

 

Ein Beispiel hierfür ist, wenn jemand nach der Qur’ân-Rezitation sagen würde:

اَللهُمَّ أوصلْ ثوابَ مَا قرأتُ إلى فُلان 

Allâhumma ´Awsil Thawâba Mâ Qara’tu ´ilâ Fulân

Die Bedeutung lautet: O Allâh, ich bitte Dich, die Belohnung für meine Qur‘ân-Rezitation jenem zugute kommen zu lassen.

 

Angenommen, wir hätten nur diesen einzigen Beweis, so würde dieser reichlich genügen! Wir appellieren an diejenigen, die die Qur’ân-Rezitation für die verstorbenen Muslime verbieten und fordern sie auf, die Verbreitung der Zwietracht innerhalb der muslimischen Gemeinschaft zu unterlassen und die Muslime auf der edlen Tradition ihrer Großväter verbleiben zu lassen.  

 

Sogar deren irregeleitete Führer Ibn Taymiyyah widerspricht ihnen in dieser Angelegenheit, denn er sagte folgendes:“Wer den Qur’ân mit einer aufrichtigen Absicht rezitiert, um einem verstorbenen Muslim die Bolohnung zugute kommen zu lassen, wird davon einen Nutzen haben.”  Nun fragen wir die Anhänger dieser Gruppierung! Was sagt ihr dann über Ibn Taymiyyah ?! 

 

Diener Gottes! Wir warnen euch vor dieser Gruppierung. Dem Propheten Muhammad ﷺ wurde folgende Frage gestellt: “Wird sich das Unheil doch verbreiten, nachdem wir so viel Gutes erfahren haben?”. Der Prophet ﷺantwortete folgendes:

"نَعَمْ دُعَاةٌ إِلَى أَبْوَابِ جَهَنَّمَ مَنْ أَجَابَهُمْ إِلَيْهَا قَذَفُوهُ فِيهَا"

Die Bedeutung lautet: Ja, die Aufrufer zur Hölle, wer ihnen folgt wird in die Hölle kommen.

Daraufhin wurde er noch mal gefragt: „O Gesandter Gottes, beschreibe uns diese Menschen”. Der Prophet Muhammad ﷺ sagte:

"هُمْ مِنْ جِلْدَتِنَا وَيَتَكَلَّمُونَ بِأَلْسِنَتِنَا"

Die Bedeutung lautet: Sie sind von uns und sprechen unsere Sprache. Von Imâm al-Bukhâriyy  überliefert. 

 

Ich bitte Allâh für mich und euch um Vergebung. Âmîn

 

 

 

 

 

 

[1] Es ist empfohlen, den Talqîn sofort nach Beerdigung des Verstorbenen zu sagen. So setzt sich eine Person an die Kopfseite des Grabes und sagt:

"O Jener, der Sohn von Jener." Der Verstorbene hört ihn, kann ihm aber nicht antworten. Dann sagt er wieder: "O Jener, der Sohn von Jener." Hier setzt sich der Tote dann aufrecht hin. Dann sagt er wieder: "O Jener, der Sohn von Jener." Hier sagt der Tote: "Belehre mich, möge Allâh dir gnädig sein." Dann sagt er zu ihm: "Erinnere dich an das, womit du diese Welt verlassen hast: Die Bezeugung, dass es keinen Gott außer Allâh gibt und dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist. Und dass Gott dein Herr, der Islam deine Religion, Muhammad dein Gesandter ist und dass du dem Qur'ân gefolgt bist." Dann werden sich die Engel Munkar und Nakîrzueinander sagen: "Lass uns gehen, dieser Mensch hat sein Talqîn schon erhalten." Dies, liebe Brüder, wurde in einem Hadîth des Propheten ﷺ erwähnt.